Heiligkeit im Herbstlaub

Heiligkeit? Nein danke! Das ist nichts für mich.
Da sind andere besser geeignet. Ich bin doch nur ein kleines Licht.
Mache meinen Job. Kümmere mich um meine Familie, Haus und Garten. Ja, auch nett in den Urlaub fahren. Natürlich helfe ich auch andern und spende den Armen. Gehe auch Weihnachten in die Kirche.
Aber deswegen heilig? Nein, das muss nicht sein!

Wenn ich groß bin, will ich eine Heilige werden – dieser kindliche Wunsch der kleinen hl. Therese von Lisieux (+1897) machte sie tatsächlich zu einer großen Heiligen.
Heute steht der Wunsch nach Heiligkeit bei den Lebensentwürfen sicher nicht an erster Stelle. Oder suchen doch einige danach, ohne es zu wissen? Was bedeutet eigentlich Heiligkeit?
Papst Franziskus sagt dazu: 
„Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, an dem er sich befindet. Bist du ein Gottgeweihter oder eine Gottgeweihte? Sei heilig, indem du deine Hingabe freudig lebst. Bist du verheiratet? Sei heilig, indem du deinen Mann oder deine Frau liebst und umsorgst, wie Christus es mit der Kirche getan hat. Bist du ein Arbeiter? Sei heilig, indem du deine Arbeit im Dienst an den Brüdern und Schwestern mit Redlichkeit und Sachverstand verrichtest.“(Papst Franziskus, Über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute, 2018)  Man könnte die Beispiele noch weiterführen: Was bedeutet es, als Jugendlicher, als Vater, Mutter, Kind, als Single, als Kranker oder als alter Mensch die Heiligkeit zu leben? 

Was Heiligkeit bedeutet, kann man beim Herbstlaub sehen:
Jedes Blatt spiegelt in bunten Farben noch einmal die Sommersonne wieder. Jedes Blatt ganz individuell.
Bei näheren Hinschauen sieht man aber auch braune Flecken, wo es verwelkt ist. Auch das hat seinen Charme. Das macht das Herbstlaub so sympathisch. Herbstlaub ist ein Leuchten, doch kein Hochglanz. So wie mit der Heiligkeit: Etwas Leuchtendes, weil sie Jeder und Jedem von Gott geschenkt ist. Und doch ganz irdisch, weil sie für Jede und Jedem an einem bestimmten Ort, in einer bestimmten Zeit und einer bestimmten Lebenssituation ganz geerdet ist.
Mit unseren Grenzen. Das weiß auch das Herbstlaub.
Also nochmal, Du Mensch: Heiligkeit? Wirklich nichts für Dich?