Zeit ist für mich …

… ist kostbar … oft zu schnell und hektisch … eine Chance … gnadenlos … langweilig … aufregend … — auf alle Fälle bedeutsam: Das Buch „Momo“ von Michael Ende beschreibt eine Erfahrung, die wir alle teilen: Da stehlen graue Herren den Menschen die Zeit, verrauchen sie in Zigarren. Die Menschen werden immer hektischer, haben keine Zeit mehr zum Zuhören. Momo dagegen geht zu den Menschen, hört ihnen zu und schenkt ihnen so Zeit zurück. Geschenkte Zeit – das gehört für mich zu den schönen Erfahrungen des Lebens.

Jetzt ist die Zeit! – Die Zeit ist erfüllt! – Jetzt sind die Tage des Heils! – Gottes Reich beginnt jetzt! Das „Jetzt“ ist DIE Zeit, in der uns Gott begegnet!

Was ist das für eine  Zeit, die JETZT ist? Man spricht von einer „Zeitenwende“, in der wir uns befinden: Krieg in Europa, Klimadiskussion, Post-Covid-Zeit. Nichts ist mehr so, wie es war. Und welche Zeit erlebe ich persönlich? Krisen, Unsicherheit, Neuanfang, Unruhe, Alltagstrott?

Die Zeit ist erfüllt! – ruft Jesus uns zu. Ergreife die Gelegenheit! Kein Appell zum Aktionismus. Jesus knüpft an das biblische Zeitverständnis an: Da ist die Zeit, die abläuft, messbar ist, der Chronos. Und da ist die Zeit, die ein Moment ist, eine Gelegenheit, eine Chance, ein Licht, was aufgeht, ein Stein, der vom Herzen fällt, ein Glücksmoment … der Kairos – Zeit, wo Gottes Zuwendung ich erfahre!

Es ist eine von Gott erfüllte Zeit, die unsere gewöhnlichen Zeitstrickmuster überbietet. Da gibt es kein mehr „zu früh“ oder „zu spät“! Die Fastenzeit und die Kar- und Ostertage können solche Zeit-erfahrungen ermöglichen: Dass die Zeiten jedes Leidens und Sterbens von Jesus durchschritten sind. Und dass er uns Zeit neuen Lebens eröffnet.

Pfarrer Johannes Zülicke | geistl. Moderator St. Elisabeth, Weißenfels; Pfarradministrator St. Peter & Paul Naumburg/S