Gerufen


Wenn sich die Sonne schräger stellt
und die Grillen leise werden,
dann putzen sie ihr glänzendes Gefieder
und brechen auf in ferne Länder.
Wenn die Blätter wie betrunkene Schiffchen
durch die Luft segeln
und golden die Erde bedecken,
bevor sie zu Staub zerfallen,
schwingen sie sich auf
und folgen dem Ruf.
Du, meine Seele,
tu es dem Zugvogel gleich,
der in die Weite lauscht.
Du, meine Seele,
bist für die Freiheit gemacht
und wirst hinausgerufen
ins Weite und Offene.
Es müssen nicht ferne Länder sein,
zu denen du aufbrichst,
wie die Zugvögel jetzt im Herbst.
Es reicht schon,
wenn du dich auf den Weg machst
zur LIEBE,
zum FRIEDEN,
zu GOTT
und zu dem MENSCHEN,
dem du heute begegnest.
(Hanna Jäger)

Katharina Frank / Lehrerin Gymnasium Bitterfeld